86 Jahre sind eine lange Zeit. Offenbar nicht wirklich für London.
In den 1920er-Jahren bereiste der Kameramann Claude Friese-Greene Großbritannien mit einer damals revolutionär neuen Farbfilmkamera. In der Hauptstadt London filmte er klassische Sehenswürdigkeiten wie den Tower of London, Whitehall oder auch das Cricket-Stadion The Oval. Dank des British Film Institute (BFI) wurden diese Aufnahmen aus den Archiven herausgekramt und wieder restauriert. Simon Smith nahm sich dieses Footage zur Grundlage und hat innerhalb von sechs Monaten die selben Orte aus heutiger Sicht neu abgefilmt.
In Zeiten des Retrosehnsuchtwahnsinns fast selbstverständlich, dennoch tun sich auffällig schöne Parallelwelten auf, wenn man vom prätentiösen Pachelbel-Kanon zur klanglichen Untermalung einmal absieht. Vor allem eines fällt auf, wenn man die Filme von 1927 und 2013 vergleicht: Wie wenig sich die Hauptstadt des Britischen Empire innerhalb der letzten 86 Jahre doch verändert hat. Städte wie New York, Tokyo oder Berlin würde man wohl kaum mehr wieder erkennen.