Auf Wiedersehen, du schöne werbefreie Soundcloud-WeltAb jetzt wird Geld verdient
21.8.2014 • Sounds – Text: Benedikt BentlerUnser Lieblingsplayer für Mixe, Sets und den neuen heißen Scheiß wird zur Werbeplattform. Ein „Red Bull verleiht Flügel“ vor dem nächsten Track könnte euren Wohnzimmerparties schon bald die Atmosphäre einer kommerzialisierten EDM-Veranstaltung geben. Doch das Geld soll zu großen Teilen an die Künstler gehen. Oder das Label. Aber ganz ehrlich: Verdienen wollen und werden wohl vor allem die Majors.
Letztendlich war es ja nur eine Frage der Zeit, bis auch der orange Player die erste Werbung spielen würde. Jetzt ist es wohl bald soweit, wenn auch zunächst nur in den USA: Die ersten Deals mit den Verlagen Sony/ATV und BMG stehen, ein paar größere Independent-Künstler werden auch demnächst schon Geld verdienen - dank Werbung von Red Bull, Jaguar und Comedy Central. Für die Realisierung wurde eine ganz neue Creators-Plattform namens On Soundcloud geschaffen. Für die Nutzer soll es zudem ein Bezahl-Modell geben, damit sie gegen Bares von Jingles verschont bleiben. Die drei großen Majors Sony Music, Warner und Universal sind allerdings noch nicht mit im Boot.
Soundcloud war zuletzt auf eine schnelle Veränderung des Status Quo angewiesen. In den vergangenen Monaten gab es massig schlechte Presse, da unzählige Tracks, Sets und letztendlich auch Accounts aufgrund von Copyright-Verstößen gesperrt wurden - auch von größeren DJs. Soundcloud gab sich ohnmächtig, man habe keinen Einfluss auf die Sperrungen durch Labels wie Universal. Faktisch bedeutet das: Universal kann frei Schnauze irgendwelche 1,5-Stunden-Sets sperren, weil sich irgendwo ein einmütiger Part aus dem hauseigenen Katalog befindet. Herzlichen Glückwunsch.
Das Copyright-Problem will man anscheinend lösen, indem die Labels Anteile an Soundcloud erstehen und im Gegenzug auf Urheberrechtsklagen verzichten. Da Universal allerdings eh noch keinen Deal mit Soundcloud hat, wird sich an der Sperr-Praxis vorerst auch nichts ändern.
Im Moment ist das alles noch sehr vage und verwirrend. Abwarten. Der New York Times sagte Soundcloud-CEO Alex Ljung: „People know that SoundCloud is very much a creator platform. They understand that if they hear an ad, then a creator is getting paid for it as well.”
Vor allem ist Soundcloud aber eine DJ-Plattform, auf der man das Set von der Party am Wochenende noch einmal nachhören kann. Und wenn weiter öffentlichkeitswirksam Accounts gesperrt werden, dann werden sich nicht die Hörer von Soundcloud verabschieden, sondern - viel schlimmer - die DJs und Produzenten.