Plattenkritik: Jessy Lanza – Love Hallucination (Hyperdub)Welcome to Los Angeles

love hallucination

Mit ihrem neuen Album „verarbeitet“ Jessy Lanza ihren Umzug nach Los Angeles. Besser vielleicht: Sie feiert ihn. Und der Rezensent feiert mit: „Love Hallucination“ ist Jan-Peter Wulfs Platte des Sommers.

Gestern mal wieder einen deprimierenden Podcast gehört: Der Sommerurlaub hat seine Unschuld verloren, war dort das Credo. Klar, wenn sogenannte Urlaubsinseln im Feuer stehen und ganze Regionen dürsten, sind Süßwasserpools mit Touristen drumherum so ziemlich das Letzte, was die Welt braucht. Heute hingegen bin ich im (klimafreundlichen, weil imaginierten) Traum-Urlaub. In L.A., mit Jessy Lanza. Die ist dort gerade von der oft nebligen Bay Area hingezogen und hat dies nicht nur zum Anlass genommen, sich auf eine üppige Palme – siehe Foto – zu stellen, sondern auch und vor allem ein neues Album aufzunehmen. Und das versprüht so ziemlich alles, was ich gerade brauche: Unbeschwertheit und gute Laune, Pop mit Hang zur Cheesyness, knackige Beats. „Midnight Ontario“ lässt erahnen, wie es mit 2-step gut hätte weitergehen können. Der Auftakt „Love Hallucination“ ist ein richtig flotter Floorfiller mit ziemlich abruptem Ende. „Limbo“ ist so ein Stück, mit dem mir unser Autor Sulgi Lie sein neues High-Fi-Arrangement präsentieren würde. „Don't Cry On My Pillow“, „Big Pink Rose“: Würde Patsy Kensit heute noch Musik machen, so sollte es klingen. Auch technisch: Für den crispen Klang hat sich Lanza eine ganze Armada an Produzenten dazu geholt: Jacques Greene, Paul White, David Kennedy, einmal mehr Jeremy Greenspan von den Junior Boys und Marco Niermeski (Tensnake).

Ich mache es kurz: Das ist mein Sommeralbum, auch weil es so eine frische, kühle Brise mitbringt. Ich hörte, die kommt allabendlich über Los Angeles und kühlt die Stadt des Nachts angenehm herunter.

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